Bericht zum Kreisjägertag 2022

„Harmonischer und kraftvoller Auftakt“

Margit Haas, Pressereferentin

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Die Hauptversammlung der Kreisjägervereinigung Göppingen stand im Zeichen von Wildbrettvermarktung, Rehkitzrettung, Waschbär und der Afrikanische Schweinepest. Die vielleicht wichtigste Mitteilung machte Kreisjägermeister Matthias Wittlinger ganz am Schluss: Er wird nicht mehr für das Amt kandidieren.

Gut besucht und doch mit deutlich weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmern als vor der Corona-Pandemie fand Anfang Juni die diesjährige Hauptversammlung im Uhinger Uditorium statt. Kreisjägermeister Matthias Wittlinger konnte dennoch zahlreiche Ehrengäste begrüßen, so den Stellvertreter des Landrates, Jochen Heinz, die Wildtierbeauftragte des Landratsamtes, Patricia Brandbeck, die beiden Landtagsabgeordneten Ayla Cataltepe (Grün) und Sarah Schweizer (CDU) sowie als Vertreter des Bauernverbandes dessen stellvertretenden Kreisvorsitzenden Heinrich Rothfuß.

Nach dem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder stellte Jochen Heinz in seinem Grußwort fest: „Sie erfüllen eine zentrale öffentliche Aufgabe!“ Dies zeige sich ganz aktuell bei der Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die in Baden-Württemberg angekommen ist – bislang nur bei Hausschweinen. „Alle Beteiligten müssen an einem Strang ziehen“, so Jochen Heinz und kündigte für das kommende Jahr eine landesweite und mehrtägige Tierseuchenübung an. Im Landkreis werden die Verwahrstellen weiter ausgebaut, zunächst in Uhingen, später auch im Raum Geislingen und Weißenstein. Land und Landkreis unterstützen dies finanziell. Welche wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben die Jäger wahrnehmen, habe sich auch während der Corona-Pandemie gezeigt. „Sie waren von allen Kontaktbeschränkungen ausgenommen.“ Immer mehr Wildtiere in besiedelten Gebieten – „das führt zu Konflikten“. Jochen Heinz zeigte sich überzeugt, dass Stadtjäger hier helfen können. „Es fehlt noch der gesetzliche Rahmen“, wandte er sich an die Landespolitikerinnen. Erfreut zeigte er sich über die Rettung von Rehkitzen als gemeinsame Aktion von Jägern und Landwirten. „SchwabenKitz ist ein Beispiel für eine hervorragende Zusammenarbeit.“ So haben im vergangenen Jahr bei 75 Einsätzen 107 Kitze gerettet werden können.

Sarah Schweizer, selbst Jägerin und jagdpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion verwies in ihrem Grußwort darauf, dass die ASP vermutlich über osteuropäische Erntehelfer nach Südbaden gekommen sei. Sie machte darauf aufmerksam, dass der Vermarktung von Wildbrett angesichts des Krieges in der Ukraine verstärkt Bedeutung zukomme. „Wir sind Lebensmittelunternehmer und erleben eine Renaissance des Wildfleisches. Es gibt nichts Natürlicheres!“ Die Vermarktung im Land solle professionalisiert werden und es werde eine Gütesiegel geplant. Beim Rotwild sei „eine genetische Verarmung zu befürchten. Das wird uns noch beschäftigen.“ Wie auch der Wolf. In Deutschland gebe es 157 Rudel. „Wir brauchen eine verträgliche Größenordnung.“ Bei der Rettung von Rehkitzen bedauerte sie, dass der Bund seine Förderung eingestellt habe. Eine Drohne koste aber 8 000 Euro.

Ausführlich blickte Matthias Wittlinger auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres zurück, das noch immer von der Pandemie geprägt gewesen sei. Die Hundeausbildung sei neu aufgestellt und die Feier zum hundertjährigen Bestehen der Kreisjägervereinigung vorbereitet worden. Einen genauen Termin konnte er aber noch nicht nennen. „Aber wir wollen und werden festen und versprechen Ihnen eine Tombola mit attraktiven Preisen.“ Spätestens im Herbst solle dann auch eine neue Chronik vorgestellt werden. Die Pandemie habe das Nutzerverhalten im Wald verändert. „Das spürt der Jäger, das spürt das Wild. Es wird immer schwieriger, Akzeptanz für unser Tun zu finden.“ Dazu tragen auch einige Kommunen bei, die zu dem in zahlreichen Gesprächen mit allen beteiligten Verbänden und Behörden Konzept der Wander- und Radwege nun weitere Wege ausweisen. „Ziel war das Gleichgewicht der Nutzung. Das wird so konterkariert.“

Viel zu tun hatte der Kreisjägermeister mit Schlichtungsgesprächen zwischen Landwirten und Jägern. „Der Druck auf die Reviere wächst und auch auf die Landwirtschaft“, so Matthias Wittlinger. „Die Selbstverpflichtung zur Vermeidung von Wildschäden kann nur noch mit sehr hohem Aufwand eingehalten werden.“ Es gelte aber, „besonnen mit den Landwirten umzugehen. Es dürfen keine Gräben entstehen!“

Den Jägern würden heute immer mehr Aufgaben auferlegte und dies mit höheren Anforderungen. Dies sollten zumindest die Kommunen honorieren und die Hundesteuer für Jagdhunde erlassen. „Einige Kommunen tun dies bereits.“ Bei anderen will er sich weiter für einen Verzicht einsetzen.

Auch auf die ASP ging der Kreisjägermeister ein. „Wenn eine Allgemeinverfügung kommt, bedeutet dies für uns Einschränkungen. Niemand kennt aber Ihr Revier so gut wie Sie. Es wird also immer einen vertrauensvollen Austausch geben.

Auch Matthias Wittlinger ging auf die Vermarktung des wertvollen Wildbrettes ein. „Neue Preisempfehlungen wären hilfreich, am besten welche vom Landesjagdverband.“ Der ausführliche Bericht von Schatzmeister Matthias Graf legte eindrücklich dar, dass sich die finanzielle Situation des Verbandes in den vergangenen Jahren deutlich gebessert hat und er jetzt über ein satten Polster verfügt.

Die größte Überraschung des Abends dürfte die Mitteilung von Matthias Wittlinger gewesen sein, dass er im kommenden Jahr nicht mehr für das Amt des Kreisjägermeisters antreten wird. „Die Arbeit macht viel Spaß und es wird immer notwendiger, für die berechtigten Interessen von uns Jägern einzustehen. Meine berufliche Tätigkeit als Bürgermeister von Uhingen lässt mir dazu aber nicht mehr die erforderliche Zeit. Wir haben eine engagiertes Vorstandsteam und sind gut aufgestellt.“ Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger sollte sich also finden lassen.

In ihrem Bericht machte die Wildtierbeauftragte des Landkreises, Patricia Brandbeck, auf einige rechtliche Änderungen aufmerksam und auch daran, dass am dem 1. April 2023 Strecken nur noch über das Wildtierportal digital gemeldet werden können. Im vergangenen Jagdjahr haben die Jägerinnen und Jäger im Landkreis fast 3 000 Stück Rehwild, 680 Wildschweine und über 300 Waschbären erlegt. Für diese invasive Art sei die Schonzeit für Jungtiere verkürzt worden.

Die Hauptversammlung der Kreisjägervereinigung war einmal mehr von den Bläsergruppen stimmungsvoll musikalisch umrahmt worden.

Für ihre Jahrzehnte währende Mitgliedschaft in der Kreisjägervereinigung wurden geehrt:

65 Jahre:
Hans Keller

60 Jahre:
Hans Heller, Erwin Rieg, Fritz Freu, Willi Rieker, Günter Blessing, Rudolf Hartmann

50 Jahre:
Georg Aigner, Werner Hartmann, Michael Krüger, Wolfgang Rieger, Jürgen Schuster, Josef Süss, Heribert Tiel

40 Jahre:
Angela Bader, Michael Bittlinger, Roland Eisele, Rolf Fecht, Max Gölz, Thomas Maier, Dieter Manz, Elke Oberländer, Rudi Pröbstle, Joachim Rau, Manfred Rehm

25 Jahre:
Volker Bacher, Simon Eisele, Karl Göbel, Klaus Hartmannn, Jochen May, Josef Plotka, Berndt Schuh-macher, Michael Thalheimer, Armin Wälde, Armin Walter

20 Jahre Bläser-Jubiläum:
Ulrich Eisele

10 Jahre Bläser-Jubiläum:
Jürgen Blumer, Andreas Klingler

Berichte zum Jagdjahr 2021/2022 der Obleute zum Herunterladen